1. Die ersten Hütten
  2. Das Blockhaus am Boasberg
  3. Das Gästehaus
  4. Ausstellungshütten im Haus der Naturpflege
  5. Der Wackelturm
  6. Die Vortragshütte
  7. Die Gebäude heute

Zu 1.:

Hütten spielten im Leben von Kurt Kretschmann, dem Gründer des „Hauses der Naturpflege“, schon immer eine große Rolle. Aufgewachsen in Berlin im Hinterhof einer großen Mietskaserne, verband er mit dem Besitz einer Hütte das Leben in der Natur und in Freiheit. Sein großer Traum war immer eine kleine Hütte mit Garten zu besitzen. Die Wochenenden verbrachte er meist in der Umgebung Berlins mit seinen Wäldern und Seen. Mit 15 Jahren erhielt er zum Geburtstag Hammer, Zange, Lineal und eine Laubsäge für Holzarbeiten. Damit baute er sich seine erste kleine Hütte im Maßstab von 1:10 nach einem eigenen Plan mit viel Liebe und Phantasie.

Auf seinen Wanderungen durch einen großen Teil Europas lernte er den Segen von Schutz- und Herbergshütten kennen und schätzen.

Seine erste bewohnbare Hütte baute Kurt bereits 1938 als junger Mann von 24 Jahren in Rüdnitz bei Bernau aus 12 Baumstämmen, drei Fenstern vom Abriss alter Häuser, 3 Rollen Dachpappe, Brettern, Stroh und Nägeln für insgesamt 112,00 Mark. 4 Wochen dauerte seine Arbeit. Die Hütte diente ihm 2 Jahre als Unterkunft. Er hatte sie mit einer verschiebbaren Wand konstruiert, so dass er im Sommer einen größeren Wohnraum hatte und im Winter einen kleineren beheizbaren Raum.

Dann wurde er zum Dienst für die Wehrmacht zwangsverpflichtet. Das kleine Haus wurde von einer Bombe zerstört.

Nach Ernas Scheidung errichtete er für sie und ihre 2 Kinder in Zehden (heute Polen) eine ganz kleine Hütte.

Das Besondere an ihr war, das man sie drehen konnte wie eine Bockwindmühle, um die Sonne in das Häuschen zu holen. Die Hütte war so klein, dass Frau Dr. Emilie Loose Erna und ihren 3 Kindern (Friedwart war inzwischen geboren), sofort anbot, mit ihr nach Bad Freienwalde in das Haus von Looses zu ziehen.

 

Zu 2.:

Nach dem Krieg begann Kurt Kretschmann das Blockhaus auf dem Gelände des Boasberges an der Berliner Straße in Bad Freienwalde auf dem Grundstück zu bauen, auf dem er sich in den letzten Kriegsmonaten als Soldat unter der Erde versteckt hielt.

Es war das erste Haus, das nach dem Krieg in Bad Freienwalde unter schwersten Bedingungen errichtet wurde.

Baumstämme aus dem Forst waren leicht zu erhalten und die Ziegel für das Fundament besorgte er sich aus einer kaputten Luftschutzmauer am alten Krankenhaus. Unter großen Mühen transportierte er die Baumaterialien zum Teil mit dem Handwagen und maroden Pferdegespannen mit seiner Familie auf den steilen Berg. Äußerst schwierig war die Beschaffung von Kalk, Brettern. Fenstern und Treppen. Der Maurer Herr Jahnke und der Zimmermann Herr Lange halfen ihm bei der beschwerlichen Arbeit. Der Lohn war damals sehr gering und für das Geld gab es kaum etwas zu kaufen. Durch die großen Probleme bei der Besorgung von Baumaterialien nach dem Krieg dauerte die Arbeit bis zur endgültigen Fertigstellung des Hauses bis Frühjahr 1947.

Die Pläne für dieses Haus hatte Kurt in seiner kurzen russischen Gefangenschaft gezeichnet. Er hat viele Blockhäuser während des Krieges in der Sowjetunion gesehen, hatte jedoch keinerlei Erfahrungen mit der Bauweise. Auch die Fachleute aus Freienwalde hatten noch nie ein Blockhaus gebaut 3 Tage hat es gedauert, bis er mit dem Zimmermann die Technik mit Beil und Hohlaxt heraushatte, wie die Baumstämme aufeinander angebracht werden.

Besucher unseres Museums staunen immer wieder, wie durchdacht die baulichen Lösungen dieses Gebäudes sind. Auf kleinstem Raum, die untere Etage besteht aus einer 10,5 m² großen Veranda und einem 21,56 m² Raum für die Kochecke, Wohn-und Schlafraum der Eltern und die obere Etage aus 14 m² Kinderzimmer und einem 11 m² großen Balkon. Alle notwendigen Dinge für die vierköpfige Familie konnten durch den Einbau von Schränken, Regalen und Schiebetüren untergebracht werden. Durch den Überhang des Daches um 2 m wurde trockener Speicherraum für Kohle und Holz und eine Werkbank ermöglicht. Durch doppelte Wände im oberen Raum entstand ein Speicher für die Trocknung von Getreide. Im Keller befindet sich noch heute ein Backofen, in dem sie das Brot gebacken haben.

Neben dem Blockhaus errichteten sie sich eine Ökotoilette, die kein Wasser benötigt.

Im Sommer ist das Häuschen kühl und im Winter warm, obwohl es nur durch einen kleinen Ofen beheizt wird.

 

Zu 3.:

Die Kneschke Hütte Für Gäste der Familie war das Blockhaus zu klein. Deshalb erbaute Kurt Kretschmann 1962 ein kleines Gästehaus für max. 4 Personen. Auf einem Sockel aus Stein wurde ein Gerüst aus Kiefernstämmen errichtet.

Die Innenwände verkleidete er mit Pressspanplatten, außen wurde das Haus mit langen Holzschindeln versehen. Es bestand aus 2 Etagen, dem unteren Wohnraum und oben einem Schlafraum mit kleinem Balkon, von dem man eine gute Sicht nach Freienwalde hatte. Die Hütte hatte Licht und konnte bis Oktober mit einem kleinen Elektrogerät beheizt werden.

Viele Naturfreunde haben in den folgenden Jahren bis 1982 hier gewohnt und wurden zu engen Freunden der Kretschmanns, mit denen sie diskutiert und gemeinsam musiziert haben.

Das Besondere war, dass eine Übernachtung den Preis von 2 Stunden Gartenarbeit gekostet hat.

Kretschmann gab der Hütte den Namen von „Karl Kneschke“, Er hat damit den Antifaschisten und Gründer des Kulturbundes Deutschlands würdigen wollen. Als Mitarbeiter der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Abt. Naturschutz hat Kneschke Kretschmann sehr stark bei der Erarbeitung des ersten Naturschutzgesetzes der DDR unterstützt. Kneschke war Mitglied der ersten Volkskammer der DDR und gab die Zeitschrift „Natur und Heimat“ heraus.

Im Juni 1965 brannte die Hütte durch ein Feuer völlig nieder.

Die Versicherung bezahlte jedoch den Schaden in Höhe von 5 000,00 Mark, so dass die Hütte in ähnlicher Bauweise 1966 wieder errichtet werden konnte.

 

Zu 4.:

Ausstellungshütten Als die Kretschmanns 1960 vom Müritzhof ganzjährig wieder nach Bad Freienwalde zurückkehrten, beschloss Kurt von nun an unabhängig und frei zu leben.

So baute er seinen Garten zum Haus der Naturpflege aus und lud viele Besucher in das Gelände ein. Dazu musste er seinen Gästen natürlich etwas bieten. Sie sollten sich nach dem Besuch des Gartens mit neuen Ideen für den Schutz der heimatlichen Natur engagieren.

Naturschutzausstellungen hatte er bereits 1950 konzipiert, so dass es ihm nicht schwer fiel Plakate, Informationen und Abbildungen wieder zusammenzustellen. Zur Ausstellung benötigte er natürlich Gebäude. „Lasst uns Hütten bauen“ war ein häufig von ihm gebrauchter Spruch. So entstanden in den 60 er Jahren eine Dreieckshütte, die heutige Storchenhütte und eine Viereckshütte mit Fenster als Dachabschluss, so dass man das Licht von oben bekam.

Außerdem baute er mit Sohn und Schwiegersohn eine Fotografierhütte, in deren Wände kleine Glasscheiben eingearbeitet waren, vor die waren von außen Nistkästen gesetzt, so konnte das Brutgeschehen von Vögeln von Innen beobachtet und fotografiert werden.

 

 

Dreieckshütte, Viereckshütte und Kneschkehütte im Hintergrund

 

 

Zu 5.:

Der Wackelturm Aussichten in die Landschaft hatten für Kurt immer einen großen Stellenwert. Bad Freienwalde war bekannt für seine Aussichtstürme, die eine weite Sicht von den Höhen in die Weite des Oderbruchs erlauben. Kurt wollte auf seinem Boasberg für die jährlichen Besucher ebenfalls solche Fernsichten schaffen.

Als erstes entstand eine freie Aussichtplattform über einem steilen Abhang in einer gewagten Eigenkonstruktion, die allerdings sehr beliebt war. Diese Aussichtsplattform war häufig ein Sitzplatz für ein Kaffeekränzchen, wurde in den 80iger Jahren nach der Übernahme des Hauses der Naturpflege durch die Stadt, von Kurts Nachfolger Herrn Granitzki abgebaut, da der öffentliche Träger nun auch andere Sicherheitsmaßstäbe anlegte.

 

 

 

Aussichtsplattform ragte neben der zentralstehenden Eiche
ins Tälchen mit Blick auf die Berliner Straße.

 

Ohne Bauzeichnung, ohne Kenntnisse in der Statik ging er mit Sohn und Schwiegersohn ans nächste Werk, dem Bau des Aussichtsturmes. Das Holz gewann er aus alten Robinienbäumen, die die Sicht auf das Freienwalder Kriegerdenkmal versperrten. Der Pazifist hatte den Bürgermeister überzeugt, dass die Stämme an diesem Ort stören und er sie unentgeltlich entfernen würde.

Es war eine sehr schwere Arbeit für die drei Männer. Das Robinienholz ist sehr hart und sie hatten keine Maschinen. Lediglich Hammer, Säge, Axt, Spaten und eine Brustleier zum Vorbohren der Löcher kamen zum Einsatz. Unter heutigen Verhältnissen nicht mehr vorstellbar. Für insgesamt 90,00 Mark für Bauklammern und Nägeln entstand ein 8 m hoher Turm, der bis 1994 hielt und Tausenden Menschen ein herrliches Naturerlebnis verschaffte.

 

Der Turm musste vom städtischen Bauamt abgenommen werden. Kurt schreibt dazu in seinen Erinnerungen.

„Ein Mitarbeiter meldete sich telefonisch an. Ich empfing ihn mit klopfendem Herzen. Wir gingen den Berg hinauf. Etwa 29 Meter vor dem Turm blieb er stehen, schaute auf unser Werk und sagte dann: Der überlebt uns beide. Dann machte er kehrt und die Abnahme war beendet.“

Mit vielen Schulklassen habe ich diesen Turm bestiegen und war immer froh, wenn wir wieder glücklich unten waren.

 

Zu 6.: Die Vortragshütte oder das Landesnaturschutzkabinett

Für Besuchergruppen waren die kleinen Hütten ungeeignet, so dass Kurt eine Vortraghütte oberhalb des Steingartens auf einem geraden Plateau im Sommer 1963 in 6 Wochen errichtete.

Vom Förster bekam er als Gegenleistung für eine von ihm angefertigte Arbeit über Naturschutz in der Forstwirtschaft 12 Lärchenstämme, die durch das Ausforsten eines in der Nähe liegenden Waldgebietes anfielen. Diese Hütte sollte besonders schön aussehen, so dass Kurt in die Vorderseite die Rundstämme in einem interessanten Muster angeordnet hat.

Türen und Fenster ließ er sich anfertigen, so dass diese Hütte für ihn mit 1 000,00 Mark recht teuer war. Kurt hat die Kosten der Baumaterialien immer genau und akribisch aufgeschrieben, auch die Bauzeit. Arbeitslohn für ihn und seine Familienmitglieder wurde allerdings nie berechnet.

 

 

Zu 7.:Die Hütten heute

Wir sind heute sehr glücklich, dass wir das Erbe der Kretschmanns verwalten und in ihrem Sinne die Naturschutzarbeit fortsetzen können. Was für einen Reichtum haben sie uns durch ihre unermüdliche Arbeit hinterlassen.

Es ist sehr schade, dass der Wert dieser Gebäude nicht zu allen Zeiten so geschätzt wurde, denn diese Art der Einrichtung ist sicher einmalig. Nach dem die Kretschmanns das Haus der Naturpflege der Stadt verkauft hatte, sind einige Gebäude nicht mehr saniert und nach Baufälligkeit wegen Geldmangel abgerissen worden. So existieren heute nur noch das Blockhaus, die Dreieckshütte, die Kneschkehütte und die Ökotoilette.

Unseres Wissens gab es keine ähnlich geartete Einrichtung in ganz Deutschland, die die Belange des Naturschutzes mit einer alternativen Lebensweise in Harmonie mit der Natur den Menschen näher brachte. Der 1993 gegründete Verein bemüht sich diese Tradition der Kretschmanns fortzusetzen und die alten Gebäude zu sanieren. So sind bereits das Blockhaus und die Storchenhütte mit Fördermitteln saniert worden. Ein Vortragshaus wurde erworben, ein Heuhotel eingerichtet und der nicht mehr sichere Wackelturm wurde durch den modernen Eulenturm ausgetauscht.

Lediglich das ehemalige Gästehaus konnte bis jetzt noch nicht saniert werden. Wir bemühen uns zurzeit um Sponsorengelder, um das kaputte Dach zu rekonstruieren, die Präparate zu erneuern und die Ausstellung zu überarbeiten. Das Dachgeschoss möchten wir durch eine Ausstellung mit Tierpräparaten unter dem Motto „Tiere auf dem Dachboden“ wieder neu nutzen.

Das Projekt kostet uns 10 000,00 €. Ich bemühe mich, Sponsoren für dieses Projekt zu gewinnen. Es wird schwer werden, so eine große Summe einzuwerben. Deshalb wende ich mich über unsere Homepage auch an alle, die uns in unseren Bemühungen unterstützen möchten.

Jede Spende kann helfen, auch wenn sie noch so klein ist.

Unter dem Motto „Sanierung Kneschke Hütte“ können Sie mit beitragen, dieses Projekt zu realisieren.

Unser Konto für den Verein „Haus der Naturpflege“
Sparkasse MOL BLZ: 17054040
Konto: 3901217133

Sybille Knospe
Vorsitzende des Vereins „Haus der Naturpflege“