Zum diesjährigen Herbstfest werden wir den wiederbelebten Wettbewerb „Schönster Vorgarten“ auswerten und die besten Gärten auszeichnen.
Aus diesem Anlass habe ich im Kretschmann-Archiv die geschichtlichen Grundlagen dieser Aktivität recherchiert.
Es ist sehr bemerkenswert, dass in Bad Freienwalde bereits 1949 für 3 Jahre ein Wettbewerb „Schöne Dörfer- schöne Städte“ durchgeführt wurde. Darin war der gesamte damalige Kreis Oberbarnim einbezogen.
Die Kretschmanns gingen von 1954 bis 1960 an die Müritz und leiteten dort die erste Naturschutzlehrstätte in Müritzhof.
Als sie 1960 zurück nach Bad Freienwalde kamen, bauten sie das Haus der Naturpflege zu einer alle zugänglichen Gartenanlage aus. Von hier aus unternahmen sie zahlreiche Aktivitäten zum Schutz der heimatlichen Flora und Fauna sowie der Kulturgüter.
So gründeten sie mit Gleichgesinnten 1965 einen Freundeskreis „Schöne Gärten“ unter der fachlichen Leitung von Herrn Böhnert, der den Wettbewerb unter den Gartenbesitzern um den schönsten Garten initiierte. Die Kretschmanns übernahmen die organisatorische Arbeit.
In der Presse wurde aufgerufen, die Vorgärten zur Freude aller Einwohner zu verschönern. Es wurden Tipps zum Anbau und zur Pflege einzelner Pflanzen gegeben sowie gute Beispiele veröffentlicht. Die Bürgermeister der Gemeinden wurden beauftragt, gute Beispiele in ihren Orten dem Freundeskreis zur Prämierung vorzuschlagen.

Der Rat des Kreises und der Rat der Stadt spendeten je 1000,00 M.
Damit wurden Pflanzen angeschafft, die sich die ausgezeichneten Gartenbesitzer aussuchen konnten. Es war das Ziel, mit diesen Pflanzen eine weitere Verbesserung der Gärten zu erreichen und die Artenvielfalt von Kulturpflanzen zu erhöhen. Akribisch wurde das angeschaffte Pflanzenmaterial dokumentiert und die Werte der Pflanzen für die einzelnen Bürger in Listen festgehalten.
Jedes Jahr Im Oktober wurde in einer feierlichen Stunde bei Kaffee und Kuchen, Kultur und DIA-Vortrag die Auszeichnung vorgenommen.
1970 kauften die Mitglieder verschiedene Gehölze und begannen in einzelnen Straßen von Bad Freienwalde zum Teil sehr seltene Baum- und Straucharten in den Gärten anzupflanzen, wenn die Besitzer einverstanden waren.
1972 begann der Freundeskreis mit einer intensiven Werbung für Vorgärten ohne Zäune. In der Presse verdeutlichten sie die Vorteile. Zäune sind teuer und müssen häufig gepflegt werden. Ein schöner Pflanzenwuchs belebt dagegen das ganze Dorf.
Jede Anstrengung in den einzelnen Gemeinden wurde veröffentlicht. Vor allem in den Gemeinden des Oderbruchs fanden viele Gefallen an diesen Beispielen und man kann heute noch viele solche Anlagen z. B. in Schiffmühle, wo bereits 1975 etwa ein Dutzend solcher Gärten entstanden, sehen.

Später propagierte der Freundeskreis auch sehr stark die Begrünung von Höfen und Werksgeländen. Die Anpflanzung von Gehölzen und Kletterpflanzen wurde als Naturschutz vor der Haustür bezeichnet. So entstanden grüne Höfe und die Dorfanger in vielen Gemeinden wurden rekultiviert.
Die Kretschmanns haben den Freundeskreis bis 1984 geleitet. Danach übernahm Herr Granitzki, der Leiter des staatlichen „Hauses der Naturpflege„ bis 1989 diese Aufgabe.
Biodiversität ist heute in Fachkreisen ein viel gebrauchtes Wort. In unserer Region wurde über Artenvielfalt nicht nur geredet, sondern sie wurde auch praktiziert.

S. Knospe