(06.05.1931 – 05.05.2024)

 

Der Verein „Haus der Naturpflege“ e.V. hat einen guten Freund verloren. Kurz vor Vollendung seines 93. Lebensjahres starb der Eberswalder Wissenschaftler und Naturschützer Rudolf Behm, ein langjähriger Freund und Mitstreiter der Familie Kretschmann und Vereinsmitglied des Hauses der Naturpflege e.V.

Rudolf Behm wurde am 06.05.1931 in Neuenhagen, damals Neumark, in einfache ländliche Verhältnisse geboren. Er wuchs auf dem „Hebel“, einer Insel in der alten Oder, die Oderberg zugehörte, auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Oderberg wurde er bis zum Ablegen des Abiturs in Freienwalde beschult. In Bitterfeld und Premnitz arbeitet er danach als Praktikant in der DDR-Chemieindustrie.

1955 kehrt er in seine nähere Heimat, nach Eberswalde zurück. Er heiratete dort 1957 Edith, eine im Gesundheitswesen der DDR tätige Fürsorgerin. Ihre Ehe bestand bis zu ihrem Tode im Jahre 2011. Das waren nach seinen Worten: 54 Jahre gegenseitiger Wertschätzung und Ergänzung. Edith Behm nahm an seinem und Kurts Mulchprojekt regen Anteil. Dabei entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Erna Kretschmann.

In Eberswalde wurde Rudolf Behm 1955 am neugegründeten Institut für Forstwissenschaft (IFE) in Eberswalde, einer Außenstelle der Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften Berlin, eingestellt.

Fortan bildete er sich im Abendstudium zuerst zum Chemielaboranten, später zum Assistenten der Forstwirtschaft und mittels eines Fernstudiums an der TU Dresden zum Diplomchemiker weiter.

Seit 1971 war er mit Freiland-Bodenuntersuchungen in allen Waldgebieten der DDR betraut und hat dabei eine international bedeutsame Routine- und Forschungsanalytik für verschiedene Waldböden führend entwickelt. Schon 1972 wurde er in eine andere Abteilung des IFE im Rahmen eines Staatsplanverfahrens, der Holzhydrolyse, versetzt. Diesem Projekt konnte er als Wissenschaftler nicht zustimmen. Diese Haltung gegenüber den staatlichen Führungsgremien führte 1979, laut seiner Aussage, zur Entlassung aus dem IFE. Für ihn hatte die Versetzung noch weitreichendere Folgen, er konnte nun nicht mehr an seiner Dissertation zum Thema Bodenfruchtbarkeit arbeiten.

Ab 1983 wird ihm die Leitung des Bodenkundlichen Labors in Eberswalde (VEB Forstprojektierung Potsdam) zur Entwicklung neuer Analyseverfahren für die Waldschadensforschung der DDR übertragen. Sein kritisches Auftreten gegenüber den Staatsorganen zu den Umstrukturierungsplänen dieser Einrichtung führte zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die 1990 zum Ausscheiden aus dem Dienst führten.

Ihm erschließen sich nun 1991 durch die Bekanntschaft mit der Familie Kretschmann neue Tätigkeitsfelder.

Der Praktiker Kurt Kretschmann und der Wissenschaftler Rudolf Behm wurden gute Freunde. Beide hatten einen Garten.Kurt sammelte damals seit einem Jahr neue Erfahrungen mit der Mulchmethode und Rudolf Behm hatte bisher 30 Jahre nur die konventionelle Gartenbaumethode mit Kompostwirtschaft angewandt.

Als erfahrener Bodenkundler schien ihm die Methode, im Sinne der Natur zu gärtnern, logisch und so begannen sie beide systematisch ihre Erfahrungen festzuhalten und auszutauschen. Während Kurt das Mulchen eher empirisch auswertete und es mit Naturschutzmaßnahmen ergänzte, untersuchte Rudolf Behm die chemischen Bodenparameter im Labor.

Er arbeitete exakt wissenschaftlich und legte z.B. Versuchspflanzungen in seinem Privatgarten in Eberswalde an, indem er ein konventionelles Beet mit unbedecktem Boden und ein Mulchbeet nebeneinander mit den gleichen Pflanzen bestückte. Damit konnte er die positiven Auswirkungen des Mulchens auf den Boden, seine Lebewesen und die Erträge eindeutig nachweisen. Was Kurt Kretschmann mit dem Messen der Erträge und dem Zählen von sichtbaren Bodentieren auf seine Art ermittelte. Bereits 1992 gaben sie gemeinsam die erste Auflage des Buches „Mulch total - Garten der Zukunft" heraus, dazu hatte Rudolf Behm 34 von 157 Seiten beigetragen und war nicht als Mitautor auf dem Umschlag erwähnt. Seine Forschungen nahmen aber einen immer größeren Anteil an den nächsten Auflagen ein. Zur 5. Auflage hatte er 44 Seiten mit Forschungsergebnissen beigetragen. Ab der 2. Auflage wurde er auf dem Titel als Mitautor genannt. Seine chemischen Analysen zum Mulchen stellten bis dato ein Alleinstellungsmerkmal in der gesamten deutschsprachigen Mulchliteratur dar.

Rudi Behm war auch ein genauer und guter Fotograf und lieferte mit seiner Frau das gesamte Bildmaterial für das Buch “Mulch total - Der Garten der Zukunft“. Behm hatte übrigens in seinem Berufsleben davor auch öfter gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern publiziert.

Durch die Zusammenarbeit mit Kurt Kretschmann wurde er auch zu anderen Themen angeregt. Ende der 1990er Jahre beschäftigte er sich z. B. mit den Auswirkungen des Streusalzes auf Straßengrün und veröffentlichte dazu in der Regionalpresse.

Ebenfalls erprobte er Tomatensorten und -anbau und schrieb darüber Zeitschriftenartikel.

Für das Haus der Naturpflege erarbeitete er Tafeln zum Mulchen, dem Tomatenanbau und zu Topinambur.

Weiterhin pflegte er engen Kontakt als Berater und Förderer zum Edener Apfel- Kräuter-Garten in Oranienburg.

Er konnte noch im hohen Alter junge Leute von der HNE Eberswalde zu seinen Fachthemen begeistern. Besonders unterstützte er Daniel Fischer, der über das Mulchthema und Kretschmanns Garten seine Bachelorarbeit schrieb.

Zum Herbstfest in diesem Jahr im Haus der Naturpflege wird seine Bank leer bleiben. Immer wenn es seine Gesundheit zuließ, besuchte er uns gerade auch an diesem Tag. Bei Kaffee und Kuchen saß er neben seiner Rudolf-Behm-Ausstellungshütte, die wir 2016 eingerichtet hatten, um seine Leistungen bei der Durchsetzung der Mulchmethode zu würdigen. Gern diskutierte er dann mit Besuchern und gab ihnen Tipps zur Bewirtschaftung ihres Gartens. Oft brachte er auch kleine Geschenke mit, neue Fotos für seine Ausstellungshütte oder seltene Pflanzen, die wir dann im Mulchgarten anbauen konnten.

Es bleiben seine Fotos, sein Buch und die Rudi-Behm-Ausstellungshütte im Haus der Naturpflege Bad Freienwalde.

Haus der Naturpflege e.V., Bad Freienwalde

 

 

Quellen:

Kurt Kretschmann und Rudolf Behm, „Mulch total - Ein Weg in die Zukunft“ OLV Verlag, Kurt Walter Lau, 2017 5. Auflage

Tafeln Rudolf-Behm-Ausstellungshütte, Haus der Naturpflege, Bad Freienwalde

Foto:

Kurt Kretschmann und Rudolf Behm vor der Schauwand im „Totalen Mulchgarten“ Berliner Str. 24 in Bad Freienwalde; aus dem Nachlass von Rudolf Behm an das Haus der Naturpflege e.V.