Siegfried Scheithauer
Siegfried Scheithauer
Ich erinnere mich gern an die Familie Scheithauer, Nachbarn und Freunde.
Frau Scheithauer arbeitete als Chefarztsekretärin, konnte in einem künstlerischen Zirkel ihr Talent entfalten, Siegfried war mein Kollege an der Erweiterten Oberschule und ein Sprachgenie. Im Kollegium hieß es immer, er kann außer chinesisch fast alle Sprachen, sicher aber alle romanischen Sprachen, Latein, Englisch, Französisch. Deshalb hat man ihm nach dem Krieg eine Stelle als Neulehrer angeboten. Er war nicht politisch belastet, hatte in etwa 1930 sein Abitur erworben. Das war ihm möglich, weil er aufgrund seiner Begabung ein Stipendium bekommen hat, denn seine Eltern konnten sich so eine lange Schulausbildung nicht leisten. Er erlernte danach einen Verwaltungsberuf und arbeitete in der Stadtverwaltung Landsberg an der Warthe, heute Polen.
Da Siegfried vor allem Russisch perfekt konnte, bot man ihm nach dem Krieg gleich den Beruf als Lehrer an. Er musste ein Fernstudium an der PH Potsdam absolvieren, um einen Hochschulabschluss zu erwerben. Obwohl er überzeugter Christ und parteilos war, konnte er an der Erweiterten Oberschule arbeiten, denn man schätzte an ihm seine Sprachkenntnisse. Wer konnte damals schon russisch oder Latein und war nicht durch NSDAP Mitgliedschaft belastet? Ich war Biologielehrer und habe immer über Siegfrieds Artenkenntnisse gestaunt.
Siegfried war ein sehr hilfsbereiter Mensch. Damals hat man nicht von ehrenamtlicher Arbeit gesprochen, aber sehr viel unentgeltlich erledigt. So wurde er oft als Dolmetscher in unserer Garnisonsstadt gebraucht. Er sagte mir oft, es ist viel leichter etwas schriftlich zu übersetzen als direkt die Gespräche zu dolmetschen. Das Schlimmste aber war für ihn bei den Treffen mit den sowjetischen Offizieren die brüderlichen Trinkgelage.
Auch Kurt konnte von Siegfrieds Sprachtalent sehr profitieren. Beide waren fast gleichaltrig und kannten sich aus der Wandergruppe, die Kurt gleich nach dem Krieg gründete. Als er 1978 den Arbeitskreis Weißstorch gründete, wollte Kurt diesen gern auf das Ausland ausdehnen. Es gelang ihm Kontakt mit Ländern wie Spanien, Tschechien, Polen und Ukraine aufzunehmen und Siegfried übersetzte ihm die Korrespondenz. Ich erinnere mich, dass er häufig gesagt hat, dass er am Abend noch die Briefe an Kurt übersetzen muss, was nicht leicht ist, weil so viele Fachbegriffe in den Texten sind. Es war normal, dass Keiner nach den Stunden gefragt hat, die er dazu benötigte. Heute müsste ich ein Projekt schreiben und Lottomittel erwerben, um einen Dolmetscher bezahlen zu können, oder ich finde im Verein auch so ein Sprachtalent, dass diese Arbeit für uns ohne Kosten erledigt.
Fragen , die ich gern beantwortet hätte:
-
An welchen Schulen hat er noch unterrichtet?
-
Was war sein erlernter Beruf?
-
Wieviel Sprachen konnte er wirklich?
-
Wann und wo wurde er geboren, wann ist er gestorben?
-
Was sagen ehemalige Schüler über ihn?
Bitte über meine E-Mail Adresse syknospe@t-online.de oder über die Post an mich senden.
Sybille Knospe